Die Tunesierin Olfa Hamrouni, alleinerziehende Mutter von vier Töchtern, wendet sich im April 2016 an die Öffentlichkeit, um auf das Schicksal ihrer zwei ältesten Töchter Rhama und Ghofrane aufmerksam zu machen. Im frühen Teenageralter hatten beide zunächst mit gefärbten Haaren und Punk-Klamotten gegen die strenge Mutter rebelliert, suchten dann Halt und Anerkennenung bei einem radikalen Imam. Schließlich schlossen sie sich der Terrororganisation IS in Libyen an und sitzen nun dort im Gefängnis.
Die Regisseurin Kaouther Ben Hania lässt dieses Drama, die familiären, die sozialpolitischen und religiösen Hintergründe, durch die Mutter und die Töchter Eya und Tayssir in außergewöhnlicher Form aufarbeiten. Die Mutter und die zwei verbliebenen Schwestern blicken erzählerisch und szenisch zurück, während die einsitzenden Schwestern durch Schauspielerinnen ersetzt werden. Auch der Vater der Mädchen und ein Geliebter werden durch einen Schauspieler dargestellt, zuweilen in direkter Interaktion mit den realen Personen.
Durch die Vermischung von Dokumentation und Fiktion ergibt sich eine fesselnde Inszenierung, ein gnadenloser Einblick in Vergangenheit und Gegenwart.